Marcel Bieri - Trotz turnerischem Talent Schwingen im Fokus

    Noch fehlt dem Neueidgenossen Marcel Bieri ein grosser Nationalturnsieg. Mit drei 2. Plätzen an nationalen Titelkämpfen hat er seine Ambitionen als Nachfolger von Andi Imhof aber angemeldet. Doch der Zuger winkt ab. Der Edlibacher hat schwingerisch im vergangenen Jahr erwartungsgemäss die Eidgenossenstufe erreicht. Dieser Erfolg zeichnete sich schon seit ein paar Jahren, spätestens aber mit seinem Zuger Kranzfestsieg 2017 ab. 2016 hatte er den eidgenössischen Kranz in Estavayer im achten Gang gegen den Aargauer Brocken Patrick Räbmatter verfehlt. «Da war ich noch nicht ganz parat», sagt er im Rückblick und relativiert seine damalige Enttäuschung. Er habe daraus viel gelernt und 2019 in Zug diese Erfahrung genützt.

    Seit langem Nationalturner

    Mit Turnen begann er schon im Alter von sechs Jahren in der Jugendriege des STV Menzingen. Bald begeisterte ihn das Nationalturnen und das Schwingen als Teil davon. Als Achtjähriger fand er Anschluss beim Schwingklub Ägerital. Im Nationalturnen sorgte er in der Saison 2011 für Aufsehen, als er in der Leistungsklasse 2 nebst dem Schweizer-Meister-Titel die Jahreswertung mit dem Punktemaximum gewann. Im Jahr darauf folgte zwar noch der L3-SM-Sieg, aber mit dem ersten Kranzgewinn im selben Jahr wechselte der Fokus definitiv zum Schwingen. «Als 17-Jähriger begann ich mich zu spezialisieren», blickt Marcel Bieri zurück.


    “Für einen Schweizer-Meister- Titel brauchts einen grösseren Aufwand.”

     

    Polysportiv geblieben

    Das Nationalturnen ist ein «guter sportlicher Ausgleich» geblieben. Noch immer hat er Kontakte zur Menzinger Nationalturnriege. Bei Bedarf stellt er sich sogar als Leiterstellvertreter für seinen Bruder Christian zur Verfügung. Selber trainiert er aber die Vornotendisziplinen nicht mehr regelmässig. Trotzdem belegte Marcel Bieri an den Schweizer Meisterschaften 2017 und 2018 sowie am Eidgenössichen Turnfest 2019 in Aarau jeweils den 2. Rang. Obwohl er im Heben mit dem 22,5-kg-Stein und im 100-m- Lauf um eine gute Note kämpfen muss, kann er im Vornotenprogramm mit der Spitze mithalten. Steinstossen und Bodenturnen sind für ihn Paradedisziplinen, in denen er meist das Punktemaximium holt. Seine sportliche Vielseitigkeit hatte er lange auch im Turnverein Menzingen als Geräteturner im Vereinswettkampf unter Beweis gestellt. Disziplinen wie Bodenturnen, Schaukelringe und Sprünge liebte er.

     

    Ohne Ambitionen

    Die letztjährige Schweizer Meisterschaft im Nationalturnen in Grosswangen verfehlte er infolge einer Schulterverletzung. Er staunte über den Sieg von Stefan Ettlin. Dennoch will er nichts davon wissen, in nächster Zeit einen Titel im Nationalturnen anzustreben. «Ich bin jetzt schon zufrieden, was ich mit wenig Trainingsaufwand im Nationalturnen erreicht habe.», resümiert Marcel Bieri. Er sei zufrieden, wenn er auch in Zukunft einen Podestplatz erobere. «Für einen Sieg an einer Schweizer Meisterschaft brauchts mehr, obwohl ich jeweils auch zu den Sieganwärtern gehöre.» Bieri will sich stattdessen auf schwingerische Ziele konzentrieren. Da stehen beispielsweise Bergkränze auf der Rigi, der Schwägalp und dem Weissenstein im Vordergrund. «Auch eine Schlussgangteilnahme an einem Kranzfest ist ein Ziel», verrät er. 2022 will er in Pratteln seine ausgezeichnete Leistung von Zug mit einem zweiten eidgenössischen Kranz bestätigen. Spezialkurz als Markenzeichen Schwingerisch sorgt der Zuger oft mit seinem Spezialkurz mit Oberarmgriff rechts für Aufsehen. Mit diesem Schwung hat er schon diverse höher eingestufte Gegner auf den Rücken gebettet. «Das hat sich einfach so ergeben, obwohl ich weiss, dass Stefan Burkhalter den Kurz ähnlich ausführt», sagt er zu seinem Spezialschwung.

    Beruflich gilt Marcel Bieri als Sonderfall. Er ist der einzige Lehrer unter den Spitzenschwingern. Das bescherte dem bescheiden gebliebenen Landwirtsohn zu Coronazeiten viel mediale Publizität, mehr als ihm lieb zwar. Deshalb wünscht er sich, dass er baldmöglichst wieder mit sportlichen Leistungen auf sich aufmerksam machen kann. Allerdings dürfte dies erst 2021 der Fall sein. In diesem Jahr glaubt er kaum mehr an eine wettkampfmässige Rückkehr ins Sägemehl.

     

    STECKBRIEF

     

    Geburtsdatum:                   2. Dezember 1994

    Sternzeichen:                      Schütze

    Zivilstand:                            ledig

    Wohnort:                             Edlibach ZG

    Turnverein:                          STV Menzingen

    Schwingklub:                       Ägerital 

    Grösse:                                 190 cm

    Gewicht:                              113 kg

    Erlernte Berufe:                  Zimmermann, Primarschullehrer

    Hobbys:                                gemütliches Zusammensein mit Kollegen, Turnverein

      und Tennis

    Homepage:                          www.bierimarcel.ch

    Facebook:                             https://www.facebook.com/marcel.bieri.14?fref=ts

    Schönste Erfolge:                ESAF-Kranz 2019, Zuger Kranzfestsieg 2017;

                                                   alle Erfolge und Erfahrungen im Nationalturnen

    Grösste Enttäuschung:       ESAF 2016



    Wolfgang Rytz, 30.06.2020
      Bilder:
      Der Menzinger Turnerschwinger Marcel Bieri ist einer der hoffnungsvollsten Zuger Schwinger und ebenso Top Nationalturner.
      Marcel Bieri ist ein Topschwinger aus der Innerschweiz. Am eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2019 in Zug erreichte er den 6. Rang. Was viele nicht wissen: Der Sportler ist Lehrer im Freiamt. An der Schule in Rudolfstetten unterrichtet er auf der Primarstufe. «Es gefällt mir bestens hier», sagt er. Momentan bleibt er aufgrund der geschlossenen Schule wie seine Schüler zu Hause.
      800 Besucher feierten in Baar den Tag der Eidgenossenschaft. Spitzenschwinger Marcel Bieri begeisterte mit seiner Rede.
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