Ist das Nationalturnen wirklich zu kompliziert?

    Bei der Technikersitzung in Willisau gab der Titel einer grossen Zürcher Tageszeitung zum Nationalturnen am Eidgenössischen Turnfest zu reden: "Besuch bei den ehrlichen Mehrkämpfern mit den komplizierten Regeln".

    Der neue Technische Leiter des ENV, Roland Kunz, begrüsste 23 Teilnehmer zur ENV-Technikersitzung in Willisau. Er informierte kurz über das verflossene Wettkampfjahr und die Arbeit im Zentralvorstand.

    Geballte Wettkäpfe

    Der ENV erlebte ein ungewöhnliches Wettkampfjahr. Wohl fanden für die Aktiven nur drei Wettkämpfe statt. Diese verzeichneten aber einen Teilnehmeransturm. 2014 steigt die Anzahl der Wettkämpfe wieder. Werner Christen, J&S-Fachleiter Nationalturnen/Schwingen, präsentierte das Kids-Angebot. Thomas Ettlin orientierte über den J&S-Weiterbildungskurs der Coaches in Reiden.Zentrales Thema des Technikerabends war jedoch der Vorwurf des Zürcher Journalisten, der Nationalturnerwettkampf sei zu kompliziert. Ein einleitender Workshop brachte interessante Stadpunkte hervor und lancierte die Diskussion.

    Kontroverse Ansichten

    Roland Kunz erörterte Vorschläge, die von Betreuern bei ihm eingingen. Zu Kritik Anlass gibt die Flexibilität von vier bis sechs Vornoten bei den Aktiven. Dadurch fehlt lange der Überblick, praktisch dreiviertel vom Tag. Ein Votant befand, dass das Nationalturnen nicht wegen eines einzelnen Journalisten neu erfunden werden müsse. Aus dem ENV-Zentralvorstand kam darauf die Warnung, solche Äusserungen ernst zu nehmen. Das Nationalturnen sei auf Medienpräsenz angewiesen. «Solche provokative Aussagen können uns weiterbringen, wenn man die richtigen Schlüsse zieht.». Medienschaffende sollen in Zukunft an Anlässen besser betreut werden. Ebenso sollen Zuschauer durch kompetente Speaker besser über den Stand des Wettkampfes informiert werden.

    Neue Notengebung im Sägemehl?

    Thomass Ettlin, J+S-Fachkommissionsmitglied, brachte Anregungen aus der Coach-Fortbildung ein. Dieser Kreis befand, dass das System mit vier bis sechs Vornoten richtig sei. Ebenfalls für Gesprächsstoff sorgte ein Vorschlag zur Notengebung. Künftig sollten für einen Sieg, einen Gestellten oder eine Niederlage nur noch drei Noten angewandt werden, beispielsweise 10,0, 9,8 oder 9,6 für einen gewonnenen Gang. Eine weiterer Vorschlag betraf die Erhöhung der Anzahl Vornoten für die Jugendklassen. zum Abschluss der langen und intensiven Diskussion forderte Roland Kunz die Techniker auf, die Vorschläge in den Teilverbänden und Vereine zu diskutieren. Am 22. März 2014 soll dann in Sursee über konkrete Vorschläge entschieden werden. Unabhängig von Wettkampfanpassungen bleibt abzuwarten, ob der Trend zu deutlich höheren Teilnehmerzahlen in der Kategorie A und damit der neue Schwung im Nationalturnen anhält.

    Alois Bissig-Waller, 22.10.2013